Gajdobra - Jarek - Gakowa

Gajdobra  -  Jarek  -  Gakowa
Meine Erlebnisse in den Vernichtungslagern Jarek und Gakowa 
(heute: Gakovo)

von  Magdalena Abel  aus Gajdobra



In Gajdobra wurde ich im April 1945 von serbischen Partisanen aus unserem Haus gejagt. Innerhalb von 3 Minuten musste ich das Haus verlassen, mit meinen beiden kleinen Kindern, Hildegard eineinhalb Jahre und Leni drei Jahre alt. Hildegard habe ich in den Kinderwagen gesetzt, Leni an der Hand genommen, sie ist neben mir her gelaufen. Am Arm hatte ich ein Henkelkörbchen in das ich noch schnell einen halben Laib Brot gelegt habe, um für meine beiden Kinder etwas zum Essen zu haben.

Wir, alle Deutschen vom Ort, wurden von den Tito-Partisanen mit aufgepflanzten Gewehren zum Kirchplatz getrieben. Unterwegs ist eine Frau (Partisanin) auf mich zugerannt und hat mir das Körbchen mit dem Brot vom Arm gerissen. Sie hat mir ins Gesicht geschriehen: "Dort wo du hinkommst, brauchst du das nicht mehr!" Wir mussten dann auf dem Kirchplatz die Nacht im Freien verbringen, ohne Essen und Trinken.

Gajdobra war ein rein deutscher Ort mit ca. 3000 Einwohnern. Im Ort waren nur noch Frauen, Kinder und alte Leute, die wehrfähigen Männer waren alle im Krieg beim deutschen Militär. Auch mein Mann und mein Vater waren im Krieg, ich wußte nicht wo und ob sie noch lebten.

Am nächsten Tag, vormittags, mussten wir antreten. An einem Tisch saßen Partisanen, die unsere Namen aufschrieben. Wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. In die eine Gruppe kamen die kräftig aussehenden, wohl noch arbeitsfähigen Dorfbewohner. Später erfuhren wir, dass diese für das Lager in Gajdobra bestimmt waren und dort in der Hanffabrik arbeiten mussten.

In die andere Gruppe kamen Frauen mit kleinen Kindern, Alte und Gebrechliche. Die wurden von den Partisanen als nicht arbeitsfähig eingestuft. Zu dieser Gruppe kam auch ich mit meinen beiden kleinen Kindern. Wir mussten dann auf der Straße antreten und wurden in Richtung unseres Wirtshauses getrieben.

Da kam plötzlich eine Partisanin auf mich zu und stieß meinen Kinderwagen von mir weg. Ich konnte gerade noch meine kleine Hildegard aus dem Wagen ziehen. Dann gab sie dem Wagen einen Tritt, dass er in den Straßengraben flog. Ich konnte den Wagen nicht zurückholen, denn wir wurden links und rechts von Partisanen bewacht. Meine Hildegard nahm ich dann auf den Arm und meine Leni an die Hand. So mussten wir streng bewacht die Straße entlang marschieren.

Meine dreijährige Leni hatte ihre Puppe mitgenommen und drückte sie fest an sich. Da kamen einige Kinder (wohl von Partisanen) angerannt, rissen meinem Kind die Puppe aus dem Arm und nahmen sie mit fort. Meine Tochter weinte und flehte mich an, ich solle ihr die Puppe wieder holen. Aber ich konnte nichts machen, ich war hilflos, denn die Partisanen mit ihren Gewehren drohten mir, mich zu erschießen, wenn ich mich von der Straße wegbewege.

Im Wirtshaus angekommen, wurden wir durchsucht. Alle Wertsachen wie Schmuck, Eheringe, Ohrringe, Geld wurde uns abgenommen. Auch den Kindern wurden Halsketten einfach abgerissen und die Ohrringe, wenn sie nicht gleich herausgingen, aus den Ohren gerissen.

Bei uns war es Brauch, dass alle Mädchen nach der Taufe ein goldenes Halskettchen mit einem Kreuz und goldene Ohrringe bekamen. Im Wirtshaus weinten, bluteten und schrien die Kinder vor Schmerzen. Aber die Partisanen zeigten keinerlei Mitgefühl, im Gegenteil, sie hatten Spaß daran, die Kinder vor ihren Müttern zu quälen.

Vor dem Wirtshaus mussten wir wieder antreten und dann zum Bahnhof marschieren. Dort kamen wir in Viehwagen. Etwa 50 Leute wurden in einen Wagen gepfercht, Frauen, Kleinkinder, alte Männer und alte Frauen. Dann fuhr der Zug ab, wohin wussten wir nicht.

Am Abend hielt der Zug, es war in Jarek (heute: Bački Jarak).


Wir mussten im Lager vor der Kommandantur antreten, wurden durchsucht und mussten eine Leibesvisitation über uns ergehen lassen. Die allerletzten Sachen wie Kopftücher, Schals, Umhänge oder ein letztes Schmuckstück wurden uns abgenommen. Eine hochschwangere junge Frau aus Gajdobra hatte eine Babystrampelhose unter ihren Kleidern am Körper versteckt. Als sie das fanden, wurde die weinende Frau schikaniert, hin- und her gestoßen, dann ihr die Babysachen weggenommen und hochgehoben und uns allen gezeigt. Dazu der menschenverachtende Ausspruch eines Tito-Partisanen: "Das brauchst du nicht mehr!

Danach wurden wir im Lager in Häuser verteilt. Die Häuser waren leergeräumt, es gab keine Inneneinrichtung oder Möbel mehr. In den Häusern waren schon donauschwäbische Landsleute aus anderen Ortschaften eingesperrt. Ich kam in ein Haus, in dem auf dem Boden schon überall viele Leute lagen. In einer letzten Ecke haben wir uns auf den blanken Boden gelegt. Für meine zwei kleinen Kinder habe ich etwas Stroh von den Mithäftlingen bekommen. Damit konnte ich wenigstens meine müden und völlig erschöpften Kinder auf ein wenig Stroh legen. Zum Zudecken gab es nichts. Auch nichts zum Essen und Trinken.

Der Ort Jarek  war ein schreckliches Vernichtungslager. Er war völlig überfüllt mit vielen Tausend Donauschwaben. Es waren überwiegend Frauen, Kinder und Alte. Die Leute waren ausgehungert und abgemagert bis auf die Knochen. Es gab keine Toiletten oder Waschräume. Die Menschen waren verdreckt und hatten Läuse. Viele Krankheiten und Seuchen wie Typhus, Fleckfieber usw. breiteten sich im Lager aus. Dazu kam die katastrophal schlechte Verpflegung. Es herrschte eine unvorstellbare Hungersnot. Einmal am Tag, und das nicht immer, gab es eine verschwindend kleine Menge einer salzlosen Wassersuppe, in der selten und nur manchmal eine Bohne lag.


Es starben jeden Tag viele Menschen und es wurden täglich immer mehr. Die Toten mussten vor die Häuser gelegt werden und wurden auf einen Leiterwagen geworfen, der von einem Pferd gezogen wurde. Der Pferdewagen fuhr jeden Tag durchs Lager, überfüllt mit unseren toten Landsleuten. Ein schrecklicher Anblick, wie Arme, Beine, Köpfe der Toten vom Wagen herunterhingen. Die Toten kamen in Massengräber.

Der (einstige) Friedhof in Jarek im Jahr 1965, von der Straße.
her gesehen. Die Toten des Lagers Jarek wurden zunächst
in die Familien-Gruften geworfen, bis diese ganz gefüllt waren.
Danach wurden hinter dem Friedhof 6 Reihen
von Massengräbern ausgehoben in denen die Toten
des Lagers Jarek verscharrt wurden (siehe oben).
(Siehe auch: Das Lager Jarek)

Das Lager Jarek war ein schlimmes Todeslager, in dem wir deutschen Donauschwaben ausgelöscht werden sollten.

Es gab eine Lagerkommandantin, mit Namen Jana, ein Teufelsweib in Frauengestalt. Sie ritt mit Ihrem Pferd durchs Lager und schlug mit ihrer Reitpeitsche auf jeden Häftling ein, den sie erwischen konnte. Egal ob es abgemagerte Kinder, halbverhungerte Frauen oder alte gebrechliche Leute waren. Auch ritt sie mit Ihrem Pferd in die Häuser, über die Häftlinge hinweg und ließ sie von den Hufen ihres Pferdes zusammentreten bis sie blutüberströmt oder leblos liegen blieben. Dieser Tito-Partisanin waren die täglichen toten Donauschwaben immer noch zu wenig. Sie verlangte, dass es mehr werden müssen.

Und es wurden mehr. Zu Essen gab es fast nichts mehr. Unzählige Landsleute verhungerten, starben an Krankheiten, wurden umgebracht. Wir waren alle Totgeweihte. Das Lager Jarek wurde zur Hölle.

In das Lager kamen immer wieder neue Transporte mit Landsleuten, darunter waren auch weitere Verwandte aus Gajdobra: Meine Großeltern (die Eltern meines Vaters), die Großeltern meines Mannes mütter- und väterlicherseits, eine Cousine 2 Jahre alt, eine Cousine 7 Jahre alt und Toni ein Nachbar der nur einen Arm hatte. Nach wenigen Tagen ist meine 2-jährige Cousine gestorben. Toni wurde von Wachleuten brutal zusammengeschlagen und mehrere Tage in einen Keller ohne Essen und Trinken gesperrt. Ein Mann kam zu uns, der Männer suchte, die außerhalb des Lagers für ihn arbeiten sollten. Dem haben wir Toni genannt. Der Mann hatte Mitleid mit dem Einarmigen und kaufte Toni der Lagerleitung ab. Damit entkam er dem sicheren Tod.

Die schwangere junge Frau aus Gajdobra hat ohne Arzt und Hebamme ihr Kind zur Welt gebracht, auf einem kleinen Strohhaufen. Beide sind kurz danach gestorben. Auch meine Großeltern (Johann Annasenzl und Elisabeth geb. Flock), die Großeltern meines Mannes väterlicherseits (Johann Abel und Magdalena geb. Wunderlich), die Großeltern meines Mannes mütterlicherseits (Adam Tillinger und Katharina geb. Tritschler) sind elendiglich zu Tode gekommen.

Massengräber auf dem Jareker Friedhof (im Jahr 1965).
(Siehe auch: Das Lager Jarek)

Massengräber hinter dem Jareker Friedhof (im Jahr 1965).
(Siehe auch: Das Lager Jarek)

Damit meine beiden kleinen Kinder wenigstens ab und zu ein wenig Essen bekamen, habe ich selbst tagelang nichts gegessen. Meiner kleinen Hildegard ging es jedoch gesundheitlich nicht gut. Ich war verzweifelt und ohnmächtig zu sehen, wie ihr Körper immer schwächer wurde. Leider hat es für meine kleine Hildegard nicht gereicht. Im Oktober 1945 ist sie in meinen Armen elend gestorben. Sie ist nicht einmal ganz 2 Jahre alt geworden. Aus alten Holzstecken haben wir ein provisorisches sargähnliches Gestell gemacht, sie hineingelegt und vor dem Haus abgelegt. Als der Totenwagen mit den Aufsehern kam, hat einer mit seinen Stiefeln das Gestell zusammengetreten und ist auf meiner toten Hildegard herumgetrampelt. Dann hat er mein totes Kind in hohem Bogen auf den Totenwagen geworfen. Eine so brutale und entsetzliche Tat dieses Tito-Partisanen war für mich unfassbar. Ich war niedergeschlagen und mit meinen Kräften am Ende.

Doch gab es auf einmal die Möglichkeit, außerhalb des Lagers auf einen Sallasch zu kommen und dort zu arbeiten. Ich habe mich gemeldet und es ist mir gelungen, dass ich mit meiner Tochter Leni auf den Kamendin-Puszta kam. Obwohl ich körperlich sehr schwach war, fasste ich neuen Lebensmut und verrichtete dort schwere Feld- und Stallarbeit. Ich konnte so heimlich Kleinigkeiten zum Essen für meine Tochter und mich mitbringen. Jedoch war dies strengstens verboten.

Anfang Januar 1946 kam ein Transport von Gajdobra nach Jarek. Die Häftlinge mussten bei eisiger Kälte und Schnee den weiten Weg zu Fuß zurücklegen. Über einen Wachmann auf unserem Sallasch, der auch im Lager Jarek eingesetzt wurde, habe ich erfahren, dass bei diesem Transport auch meine Mutter war (Theresia Annasenzl, geb. Eichinger).

Dass sie noch lebte und hier in der Nähe war, kam für mich einem Wunder gleich. Ich versuchte alles menschenmögliche um sie aus dem Lager Jarek herauszuholen und zu mir und meiner Tochter Leni auf den Sallasch zu bringen.

Nach zwei Monaten, im Frühjahr 1946, ist es mir nach vielen Mühen gelungen. Meine Tochter und ich waren überglücklich als wir meine Mutter in die Arme schließen konnten. Auf dem Sallasch musste jetzt auch meine Mutter arbeiten. Jedoch konnten wir uns nicht frei bewegen, denn wir wurden auch hier von Wachleuten bewacht. Jeden Abend mussten wir antreten und wurden abgezählt, damit sicher war, dass niemand fehlte. Dann erst durften wir uns schlafen legen. Dazu kamen wir in alte leerstehende Schweineställe, die abgesperrt wurden. Wir lagen auf den Steinböden, die mit Stroh bedeckt waren und mit Stroh deckten wir uns auch zu. Die sanitären und hygienischen Verhältnisse waren sehr schlecht. Außerdem bekamen wir keine Kleidung und hatten die ganze Zeit immer unsere gleichen alten zerlumpten Kleider an.

Vor Weihnachten 1946 ist meine Tochter Leni an Typhus schwer erkrankt. Ohne Medikamente und ohne Arzt musste ich mit meiner Mutter um das Leben meiner Tochter kämpfen. Ich hatte große Angst meine Leni, die inzwischen viereinhalb Jahre alt war, auch noch zu verlieren. Aus Gräsern und Kräutern machten wir Wickel und Tee zum Trinken. Bewegungslos und fast leblos lag sie auf dem Stroh im kalten Schweinestall. Doch langsam erholte sich meine Tochter, sie schlug die Augen auf und bewegte sich. Sie war gerettet.

Doch nach kurzer Zeit wurde ich krank und bekam auch Typhus. Ich konnte nicht mehr arbeiten und lag im Schweinestall, war einige Tage bewußtlos und überwand die Krankheit nur sehr langsam. Ich war gerade einigermaßen gesund geworden, da mussten wir den Sallasch verlassen.

Anfang 1947, es war noch Winter, wurden wir auf offene Lastwagen geladen. Ein eisiger Wind ließ uns fast erfrieren. Meine Tochter Leni haben wir auf den Boden gesetzt und mit unseren noch verbliebenen restlichen Röcken zugedeckt. Es ging im tiefen Schnee nach Srbobran zur Bahnstation. Dort kamen wir in offene Viehwagen und fuhren mit dem Zug mehrere Stunden bei Eiseskälte. Endlich hielt der Zug und wir mussten aussteigen. Zu Fuß trieben uns die Wachleute durch den hohen Schnee. Wir hatten kaum Schuhe an den Füßen und Lumpen als Kleider. Einige Kinder und alte Leute sind im Schnee vor Erschöpfung liegen geblieben und in der Kälte wohl erfroren.

Wir waren im Lager Gakowa (heute: Gakovo) angekommen.

Es war ein Konzentrationslager, ein Vernichtungslager, ein Todeslager, ein Hungerlager. In Häuser, in denen schon viele halbverhungerte Leute lagen, wurden wir eingepfercht. Wir lagen auf blanken eiskalten Steinböden. Nachts kamen Ratten, die den Häftlingen die zu schwach waren und sich nicht wehren konnten, Nasen und Ohren abbissen. Entsetzliche Schmerzensschreie hörte man jede Nacht. Um das bei meiner Tochter Leni zu verhindern, habe ich zwei Holzknüppel besorgt, mit denen meine Mutter und ich auf die Ratten einschlugen und sie fernhielten.

Eine tiefe Güllengrube, auf der einige Ackereggen lagen, diente zum Entrichten der Notdurft. Weil die Grube nicht ganz abgedeckt war, fielen immer wieder kleine Kinder und gebrechliche Alte in die Grube und ertranken in der stinkenden und von Würmern wimmelnden Brühe. Wir haben abgesprochen, nie alleine, sondern immer zusammen dorthin zu gehen. Es gab im Lager kaum noch etwas zu Essen. Täglich gab es viele Tote, die auf einen Totenwagen geworfen wurden und in Massengräber kamen. Es wurde mir klar, in unserem schlechten gesundheitlichen Zustand, überleben wir dieses Lager nicht.

Immer wieder hörten wir, dass Lagerinsassen flüchteten. Viele wurden von den Wachleuten auf der Flucht erschossen, einigen gelang die Flucht. Ich sah für uns auch nur diese Möglichkeit zu fliehen, um am Leben zu bleiben. Im Lager traf ich den einarmigen Toni wieder, der bei uns im Lager Jarek war. Mit ihm zusammen habe ich herausgefunden, wie und wann die Wachleute abgelöst wurden. Wir wußten auch, dass die ungarische Grenze nicht weit weg war. Also war der Entschluss gefasst, dass wir aus dem Lager fliehen.

Meine Mutter, meine Tochter Leni, ich und Toni mit seiner Mutter warteten auf einen günstigen Zeitpunkt. Im Mai 1947 haben wir es nachts gewagt, uns aus dem Lager zu schleichen. Die Wachposten hatten gerade ihre Stellung verlassen, als wir auf allen Vieren über einen Acker mit Klee rutschten. Es ging gut, niemand hatte uns gesehen. Bald hatten wir einen Wald erreicht und gingen in Richtung ungarische Grenze. Mit anderen Geflüchteten kamen wir über die Grenze nach Ungarn. Um nicht entdeckt zu werden, marschierten wir nur nachts. Tagsüber versteckten wir uns oder bettelten um Brot auf alleinstehenden Bauernhöfen. Trotzdem wurden wir einmal von ungarischen Soldaten aufgehalten. Aber als sie sahen, in welchem erbärmlichen Zustand wir waren, ließen sie uns weitergehen.

Nach ein paar Tagen hat sich ein junger Mann uns angeschlossen. Es war ein deutscher Soldat, der aus einem Kriegsgefangenenlager geflohen war. Er war Flugzeugpilot gewesen und wurde über Jugoslawien abgeschossen. Mit ihm und seinen guten Geografiekenntnissen erreichten wir die österreichische Grenze. Nach einem 2-monatigen beschwerlichen Fußmarsch durch Ungarn kamen wir nach Österreich in ein Auffanglager. Dort erfuhren wir über das Rote Kreuz, dass mein Mann, mein Vater und meine Schwester noch lebten und in Deutschland in Bayern waren. Im Juli 1947 waren wir dann in Bayern mit unseren Familienangehörigen wieder vereint.


„Ich bin jetzt 88 Jahre alt, meine schlimmsten zwei Jahre waren die in den Todeslagern von Jarek und Gakowa.“

Hier sind viele Tausend unschuldige deutsche Donauschwaben ums Leben gekommen. Den mordgierigen Tito-Schergen war es nicht genug, uns all unser Hab und Gut zu nehmen, nein, sie wollten uns Deutsche auf grausame bestialische Art ausrotten.

Was haben Kinder, wie meine zweijährige Tochter Hildegard, oder wir Frauen, die ihre Kinder und ihren Haushalt versorgten, dem Tito-Regime denn angetan? In meinem Heimatort Gajdobra lebten wir friedlich mit anderen serbischen Orten freundschaftlich zusammen und halfen uns gegenseitig. Von diesen Orten kamen Bewohner nach Kriegsende, um sich für uns einzusetzen, damit wir nicht in die Vernichtungslager kommen sollten. Doch diese Leute wurden von den Tito-Partisanen bedroht oder gar selbst verhaftet.

Vom Krieg haben wir in Gajdobra so gut wie nichts mitbekommen. Bei uns war es ruhig, es gab keine Luftangriffe und keine Kriegshandlungen. Umso schlimmer kam es nach Kriegsende 1945. Während in ganz Europa Frieden war, wurden wir in Vernichtungslager festgehalten und umgebracht. Warum hat das Tito-Regime uns nicht auch wie andere Vertriebene ausreisen lassen, nach Österreich oder Deutschland? In den Jahren 1946 und 1947 begann in Deutschland schon wieder der Aufbau, wir dagegen mussten unbeachtet von der Weltöffentlichkeit in Todeslagern dahinsiechen!


Der beispiellose Völkermord an uns Donauschwaben ist deshalb so schlimm und unbegreiflich, weil er nach Kriegsende und Jahre danach begangen wurde.“



Magdalena Abel 
aus Gajdobra


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