Eine Jareker Anekdote
Von Ernst Heinz
Der Hansjervetter war ein sehr fleißiger Bauer. Um sein Vermögen zu mehren, musste er schon morgens um drei Uhr aufstehen, da die viele Arbeit sonst nicht zu schaffen gewesen wäre. Ihm war nichts zu viel, nur eines störte ihn sehr, nämlich, dass er gar so früh aufstehen musste. Er wünschte sich nichts mehr als jeden Morgen ausschlafen zu können. Er war mit seinem Wunsch alt geworden, aber endlich war es so weit, er konnte in den Außenbehalt (Ruhestand) gehen.
Nun hatte er sich vorgenommen, bis halb acht zu schlafen. Aber am frühen Morgen kam der Sauhalter mit seinen Schweinen die Straße herauf, schrie herum, knallte mit der Peitsche, kurz unser Hansjervetter war hellwach und konnte nicht mehr einschlafen. So war es auch am nächsten Morgen und allen folgenden Tagen. Er wäre am liebsten hinausgerannt und hätte den rücksichtslosen Sauhalter verprügelt oder ihn wenigstens ordentlich ausgeschimpft, aber er wusste, der war stur, der hätte nur noch mehr Krach gemacht. Da hatte er eines Morgens eine Idee.
Er ging hinaus, begrüßte den Sauhalter sehr freundlich und sagte zu ihm: "Mein Knecht (in Jarek galt das als Kosenamen), ich muß es dir einmal sagen, ich höre gar zu gerne, wenn du mit der Peitsche knallst, weil du das so laut kannst wie kein anderer." Der Sauhalter war mächtig stolz, aber der Hansjervetter fuhr fort: „Wenn du jeden Morgen schön laut knallst, bekommst du jeden Tag einen Dinar. Damit ich nicht immer herauskommen muß, lege ich dir den Dinar einfach auf die Fensterbank." Tatsächlich, am nächsten Morgen lag der Dinar da
und der Sauhalter knallte aus Dankbarkeit so laut er nur konnte. Am nächsten Morgen war es das Gleiche und so ging es viele Tage. Der Hansjervetter war zornig, weil er nicht schlafen konnte, aber musste durchhalten.
Doch eines Morgens lag kein Dinar auf der Fensterbank, auch nicht am Boden, es war einfach keiner da. Der Sauhalter dachte sich: „Na ja, der Hansjervetter ist alt, der wird es einmal vergessen haben" und er knallte mit der Peitsche wie gewohnt. Der Hansjervetter hielt durch. Als am nächsten Morgen wieder kein Dinar auf der Fensterbank lag, wurde der Sauhalter langsam ärgerlich, aber auch am dritten Tag lag nichts da.
Da wurde der Sauhalter aber zornig und er schrie: „Wenn der alte Geizkragen nicht mehr zahlt, dann kann der... (na ja, was Sauhalter halt schreien), ich bin doch nicht dumm, für den knalle ich nicht mehr, solange der mir kein Geld hinlegt". Der Hanjervetter lächelte genüsslich vor sich hin und brummte: „Na, dann warte mal schön, mein Knecht". An den folgenden Tagen hörte der Sauhalter auf zu knallen, sobald er in die Nähe des Hauses vom Hansjervetter kam. Es lag nie wieder ein Dinar da und unser Hansjervetter konnte selig schlafen wie er es immer erträumt hatte.